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Wie finde ich die richtige Krankentaggeld-Versicherung?

Interview von Carmelo Alosi*

Welche Folgen hat die Krankheit von Mitarbeitenden auf mein Unternehmen?

Die Krankentaggeld-Versicherung muss im Gegensatz zur Unfallversicherung, je nach Branche SUVA oder private Gesellschaften, nicht obligatorisch abgeschlossen werden. Es besteht bei Ausfall eines Mitarbeiters infolge Krankheit jedoch eine Lohnfortzahlungspflicht (OR Art. 324a). Vereinbarungen über Leistungen bei Krankheit sind im Einzelarbeitsvertrag möglich. Auch Gesamtarbeitsverträge (GAV) können den Versicherungsabschluss von Taggeldlösungen bei Krankheit vorschreiben. Die Bezahlung des vollen Lohnes, obwohl der Mitarbeitende in diesem Fall keine Arbeit leistet, trägt der Arbeitgeber ohne Versicherung selbst.

Weshalb ist eine Krankentaggeld-Versicherung sinnvoll?

Der Arbeitgeber wälzt das Krankheitsrisiko auf einen Versicherer ab. Er stellt seinen Angestellten besser, als es das Gesetz von ihm verlangen würde. Die Krankentaggeld-Versicherung hat somit für beide Seiten Vorteile. Der Arbeitgeber muss zwar mit der Krankentaggeld-Versicherung nicht zwingend 100 Prozent des Lohnes zahlen, jedoch ist die Lohnfortzahlung mit Abschluss der Versicherung um einiges länger.

Was ist Mit einer Krankentaggeld-Versicherung gedeckt?

Je nach vertraglicher Vereinbarung wird 80, 90 oder gar 100 Prozent des Lohns vergütet. Die Leistungsdauer liegt zwischen 365 und 730 Tage.

Wie schliesse ich die richtige Krankentaggeld-Versicherung ab?

Private Versicherer oder Krankenkassen bieten im Bereich Krankentaggeld entsprechende Lösungen an. Der Abschluss sollte genau überprüft und diverse Abklärungen sollten getroffen werden, damit eine massgeschneiderte Lösung mit dem vorteilhaftesten Kosten-/Leistungsverhältnis gewählt wird. Hierfür können sich Unternehmen an folgenden 12 Kriterien orientieren:

  • Bestehende Versicherungslösung mittels Absenzen der letzten Jahre analysieren.
  • Wahl des Versicherers nach Krankenversicherungsgesetz (KVG) oder Versicherungsvertragsgesetz (VVG). Vorteil bei VVG: Flexiblere Gestaltung der Police ist möglich.
  • Prüfen, ob Teilzeitangestellte auch versichert werden sollen/können.
  • Die versicherten Leistungen können auf ein maximal versicherbares Einkommen (Franken 250 000/Franken 300 000 p.a.) begrenzt werden. Darüber hinaus werden Zuschläge oder Gesundheitsdeklarationen fällig.
  • Koordination eines fliessenden Übergangs auf Rentenleistungen der Pensionskasse nach Erschöpfung der Leistung des Krankentaggeldes (720 oder 730 Tage).
  • Wird eine Prämiensatzgarantie gewährt, bedeutet dies ein garantierter Prämiensatz während der Laufzeit und eine langfristige Planungssicherheit, wodurch keine Prämienerhöhung nach Schadenfällen erfolgt.
  • Einige Verträge sehen eine Überschussbeteiligung vor. Wenn während der vereinbarten Laufzeit keine oder geringe Versicherungsleistungen fällig werden, bezahlt die Versicherung dem Unternehmen einen vereinbarten Betrag als Überschuss zurück.
  • Wartefrist (zeitlicher Selbstbehalt) nach Erfahrungswerten und Firmenstruktur anpassen. Eine verlängerte Wartefrist reduziert die Versicherungsprämie. Bei KMU in der Regel zwischen 30 und 60 Tagen.
  • Deckungsumfang: Mutterschaft oder Vaterschaft (Erweiterung Mutter-/Vaterschaftsversicherung an die gesetzlichen Leistungen der Erwerbsersatzordnung) oder Lohnnachgenuss im Todesfall infolge einer Krankheit (Übernahme der gesetzlichen Lohnfortzahlungspflicht an die Angehörigen).
  • Zusätzliche Services wie zum Beispiel telefonische Rechtsauskünfte, Case Management (Wiedereingliederung von versicherten Mitarbeitern) oder elektronische Lohnsummendeklarationen sind zu prüfen.
  • Bietet die Gesellschaft Vorzugspreise für präventive Gesundheitsmanagementmassnahmen (Bewegungskurse etc.) an?
  • Können sich Mitarbeitende von einer externen Stelle für private oder berufliche Sorgen (anonym) beraten lassen?

*Carmelo Alosi ist Leiter des Firmenkunden-Geschäfts und Mitglied des Kaders bei Global Sana AG, in Zürich.

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